Sony Inzone H9 im Test bei kopfhoerer.de (2024)

Das Sony Inzone H9 ist ein Gaming Headset im Design der Playstation 5 und bietet eine sehr gute Rauschunterdrückung (Noise Cancelling, ANC) sowie die Möglichkeit Funk- und Bluetooth-Verbindungen parallel zu nutzen. Bei der Klangqualität und Ausstattung müssen allerdings Abstriche gemacht werden, die bei einem Listenpreis von 299 Euro schwer wiegen.

Mit der neuen Produktlinie „Inzone“ wandert Sony sowohl ästhetisch als auch technisch auf einem Grad zwischen zwei sehr unterschiedlichen Teilen des Konzerns. Die Designsprache orientiert sich ganz unverhohlen an der Playstation 5 sowie dem Pulse 3D Headset, welches 2020 als Zubehör für die Spielekonsole auf den Markt kam. Im Gegensatz zu diesem Gaming-Kopfhörer richten sich die drei neuen Headsets mit Inzone-Branding aber auch an PC-Gamer, die – insbesondere beim Spitzenmodell Inzone H9 – mit Premium-Features aus Sonys Kopfhörer-Sparte gelockt werden.

Lieferumfang

Bei der Verpackung des Sony Inzone H9 wurde auf Kunststoff verzichtet. Neben dem Kopfhörer samt Kurzanleitung befinden sich lediglich der USB-Funksender und ein 1,5 Meter langes USB-C auf USB-A Ladekabel im Karton. Ein großes Lob für den Versuch der Nachhaltigkeit, für mich ist es aber absolut nicht nachvollziehbar, dass weder Textilbeutel, Etui noch Austausch-Ohrpolster in der Verpackung zu finden sind. Sony selbst liefert erheblich günstigere Kopfhörer mit Etuis aus, nicht aber das High-End-Produkt einer neuen Produktlinie.

Die ovalen Ohrpolster selbst sind aus einem Kunststoffmaterial, das Sony als „Soft-Fit Leder“ bezeichnet und auch bei den beliebten Kopfhörern der WH-1000XM-Reihe zum Einsatz kommt. So angenehm dieses weiche Kunstleder auch sein mag, leider ist es ebenso anfällig für Schweiß und Fingerabdrücke.

Das weiß-schwarze Farbschema des Inzone H9 ist natürlich an die Playstation 5 angelehnt und wird dort wie hier sicherlich polarisieren. Sonys aktueller WH-1000XM5 (zum Test) stand Pate beim Design von Bügelform und Aufhängung der Ohrmuscheln. Gerade als Brillenträger bin ich bei ohrumschließenden Kopfhörern an unangenehmen Druck auf die Brillenbügel gewohnt, aber nicht hier: Die drehbaren Ohrmuscheln sind leicht gespreizt und sitzen mit minimalem Druck sicher und bequem. Die Bügel sind ausziehbar und lassen sich auch auf großen Köpfen bequem tragen.

Technik

Die Feature-Liste des Sony Inzone H9 beeindruckt mit Hightech-Funktionen und vereint sie in einem Headset mit klarem Fokus auf Gaming. ANC und Transparenzmodus gibt es natürlich auch woanders, da diese hier aber auf den geschätzten WH-1000XM basieren, gibt es sie hier in einer Qualität, mit der Razer, Steel Series und andere nur schwer mithalten können. Baustellen- und Verkehrslärm unterdrückt der Inzone H9 sehr kompetent, Ventilatoren und Lüfter filtert er komplett aus meiner Wahrnehmung. Der Transparenzmodus rauscht weniger als der meiner Apple AirPods Pro (zum Test) und ist ausreichend, um die Türglocke oder ein Klopfen an selbiger zu hören.

Eines der herausstechendsten Features ist wohl die Möglichkeit, gleichzeitig über Bluetooth und 2,4-GHz-Drahtlosverbindung mit verschiedenen Geräten verbunden zu sein. Je nach Einsatzbereich tun sich hier vielfältige Möglichkeiten auf: So könnte zum Beispiel gleichzeitig auf der Playstation 5 gespielt werden, während auf dem Telefon Discord (oder eine andere App) zur Sprachkommunikation läuft. Oder während der Gaming Session am PC erreichbar zu bleiben, und einen Anruf unmittelbar mit dem Headset anzunehmen. Damit die Funk-Verbindung klappt, muss der mitgelieferte USB-Transceiver genutzt werden, dessen Reichweite mit 10 Meter angegeben ist, bei mir aber auch im Garten noch problemlos funktionierte.

Eine verkabelte Nutzung des Inzone H9 ist nicht vorgesehen, es gibt keine 3,5-mm-Buchse und die USB-C-Buchse dient ausschließlich dem Laden des Kopfhörers. Die mit 32 Stunden (ohne Nutzung von ANC) angegebene Laufzeit konnte ich nicht ganz erreichen, nach knapp 25 Stunden aktiver Nutzung musste ich dem Kopfhörer eine neue Ladung spendieren. Das mag zum einen an meinen Tests mit ANC liegen, zum anderen hatte mein Testgerät aber offensichtlich Probleme mit der Selbstabschaltung. Ein LED-Ring zeigt durch weißes und blaues Blinken die Suche nach WiFi- bzw. Bluetooth-Geräten an, leider hat diese Suche in meinem Fall mehrere Stunden anstatt den eingestellten fünf Minuten gedauert. Unter Umständen gab es hier ein Kommunikationsproblem zwischen Steuersoftware und Kopfhörer, dennoch war das fortwährende Blinken irritierend und führte dazu, dass ich das Gerät immer manuell abschaltete.

Bedienung

Ob und wie viele Tasten ein Kopfhörer braucht, ist eigentlich ein gelöstes Problem. „Weniger ist mehr“ hat hier wenig mit Minimalismus zu tun, es ist schlicht nicht praktikabel Tastenfunktionen auf einem Gerät anzuhäufen, welches man nicht sieht. Aus mir unerfindlichen Gründen hat Sony dem Inzone H9 zusätzlich zum hervorragenden Lautstärkerädchen ganze fünf Funktionstasten spendiert, die teilweise mehrfach belegt sind. Eine Taste schaltet zwischen ANC, Transparenzmodus und keiner Nachbearbeitung um, eine andere steuert die Bluetooth-Funktion, kann aber auch zum Anwählen von Musikstücken genutzt werden. Die Game-/Chat-Taste erlaubt die unabhängige Regelung von Chat- und Game-Lautstärke – ein eigentlich tolles Feature, welches sich aber kaum blind am Kopfhörer regeln lässt. Schließlich gibt es einen Power Button, der über ein playstation-inspiriertes akustisches Feedback verfügt. Jede der fünf Tasten hat eine leicht unterschiedliche Form, dennoch konnte ich mir in der dreiwöchigen Testphase lediglich die Position des Power-Buttons einprägen. Ironischerweise gibt es keinen eigenen Taster zum Stummschalten des Bügelmikrofons, doch dazu später mehr.

Digitale Steuerzentrale

Neben dem Betrieb an einer Playstation 5 und Windows PCs funktioniert Sonys Inzone H9 grundsätzlich auch an Apple-Computern. Der Funk-Dongle wird als Audiogerät mit einem Mono-Eingang und zwei Stereo-Ausgängen angezeigt. Hier kommt die im letzten Absatz genannte Unterscheidung zwischen Chat- und Game-Audio ins Spiel. So können die Lautstärken von Kommunikations-App und Spiel komplett separiert werden und man behält stets die Kontrolle über die wichtige Team-Kommunikation. Wie auch die anderen Inzone-Kopfhörer wird der H9 direkt von der Discord-App erkannt und als „zertifiziert“ ausgewiesen. Leider musste ich dennoch die Vorverstärkung des Mikrofons auf „maximal“ stellen und war immer noch einer der leiseren User im Chat. Die Tonqualität des Mikrofons war zwar vertretbar, aber deutlich schlechter als bei günstigeren In-Ear Headsets von Sennheiser und Apple.

Leider hat Sony auch beim wegklappbaren Mikrofonarm gespart. Da dieser keinen eigenen Mute-Button hat, muss er nach oben geklappt werden, damit ein Relais den Eingang stumm schaltet. Da die Konstruktion des Arms aber anfällig für Körperschall ist, rumpelt es bis zum Erreichen des Stummschalters am anderen Ende der Leitung. In Games geht der Trend zwar klar zu sprachaktivierten Noise-Gates, aber gerade in größeren Gruppen, aber auch bei E-Learning und Work-From-Home-Situationen, ist die manuelle Kontrolle über die Stummschaltung von größter Bedeutung.

In der Windows-App „Sony Inzone Hub“ können zusätzliche Funktionen des Headsets geregelt werden. EQ-Kurven, Dynamikumfang und Abhören des eigenen Mikrofonpegels sind hier ebenso möglich wie detailliertes Auspegeln von Game- und Chat-Lautstärken. Wer mit der Smartphone App „360 Spatial Sound Personalizer“ Ohrfotos an Sony geschickt hat, kann hier das generierte HRTF-Profil laden, um in den Genuss einer verbesserten Stereo- und 3D-Sound-Wiedergabe zu kommen. Der Effekt ist auch bei Stereoquellen spürbar und rückt Klänge „tiefer“ in den Raum, entfaltet seine volle Wirkung aber erst mit speziell für Sonys 360 Audio kodierten Musiktiteln, Filmen und Games.


Klang

Laut Sony wurden die 40 mm großen Neodymium-Treiber speziell für die beiden Modelle Inzone H7 und H9 entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf die Abbildung von extrem tiefen und hohen Tönen gelegt wurde. Tatsächlich haben die Inzone H9 kein Problem mit der Abbildung von tiefen Bässen oder höchsten Höhen. Lediglich die Balance des Ganzen scheint mir ein wenig musikalisches Erlebnis zu sein. Bei Filmen, insbesondere aber natürlich Computerspielen ist dies anders, hier kann der Inzone H9 mit differenzierten Soundscapes aufwarten, Explosionen sind druckvoll und Schritte lassen sich gut orten. Beim Musikhören musste ich die hohen Frequenzen etwas absenken, um vorschneller Ermüdung vorzubeugen. Basslastige Produktionen wie das aktuelle Album „Cheat Codes“ von Danger Mouse & Black Thought hat ordentlich Druck, allerdings wird hier die Differenzierung von Bass und Kickdrum manchmal etwas sumpfig. Unterm Strich hat mich die Klangqualität der Inzone H9 nicht umgeworfen, hier hat Sony selbst für weniger Geld schon objektiv besseren Klang abgeliefert.

Sony Inzone H9 im Test bei kopfhoerer.de (2024)
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Author: Lilliana Bartoletti

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